Jahresausstellung des Berufsverbands bildender Künstler*innen Hamburg
Kunsthaus Hamburg
18. Januar – 3. März 2019
2005 wurde Me at the zoo als erstes Video auf der Internetplattform YouTube hochgeladen. Die 19 Sekunden kündigten eine neue Ära der öffentlichen Selbstdarstellung an. Die Plattform hat sich seitdem rasend schnell um viele Formate erweitert, ein Datenmeer, ein riesiger Pool, ein Zoo – ausufernd und ambivalent. Sich selbst oder das persönliche Tun zu einem Weltereignis zu machen ist alltäglich geworden. Die Ausstellung greift diese Tendenzen auf und zeigt künstlerische Beiträge, die sich im Spannungsfeld zwischen virtueller und realer Welt dem Thema aktuell widmen.
Jared Bartz, Wolfgang Block, Roland Doil, Maria Gibert, Şakir Gökçebağ, Anna Goldmund, Till F. E. Haupt, Sylvia Henze, Heilwig Jacob, Claus Kienle, Jeanne Lefin, Anabel Leiner, Dagmar Nettelmann Schuldt, Lena Oehmsen, Carsten Rabe, Silke Rath, Yutta Saftien, Wiebke Schwarzhans, Stilla Seis, Marianne Timander Korth, Gabriele Walter, Karin Witte
….Robert Habeck mag den sozialen Medien entsagt zu haben, in Maria Giberts Video „The Entertainer“ aber sieht man den Tänzer Alexander Varekhine in der Rolle eines Politikers, der Botschaften in den leeren Raum sendet. Das Video ist einerseits die Aufzeichnung einer Performance des Hamburger Künstler*innenkollektivs The Current Dance Collective (die auch bei der Vernissage von „Me at the Zoo“ zu sehen war), andererseits ein eigenständiges Kunstwerk, das unvermittelt Bilder eines Affenwesens zwischen Varekhines Auftritt schneidet. „Man macht sich zum Affen!“, kommentiert Gibert das Video, und, ja, das ist wieder die bekannte Skepsis gegenüber dem Digitalen, die auch Habeck unterschreiben würde.
Aber: „The Entertainer“ macht einen Zwischenraum auf, zwischen dem analogen Charakter der Performance zur Ausstellungseröffnung und dem digitalen Charakter der Präsentation als Video, zwei Ebenen, die inhaltlich nicht deckungsgleich sind. Und dieser Zwischenraum beschreibt den Reiz der klugen, ästhetisch reifen Ausstellung, die „Me at the Zoo“ neben der manchmal ein wenig bieder daherkommenden inhaltlichen Ausrichtung eben auch ist. (TAZ, 22.01.2019)