Die Fotoreihe „Apperience“ bearbeitet ein klassisches Thema der Fotographie, nämlich das der Erscheinung (appearance). Wie durch ein Wunder tritt ein Wirklichkeitsmoment in Erscheinung und verewigt sich im Bildgrund. Anders aber als in Roland Barthes’ Beschreibung der Fotographie als das Einfangen eines so dagewesenen Moments, besteht das Phantasma der Apperience-Bilder darin, dass sich hier eine Bewegung als Körper-/Raumerfahrung mit denen der Fotographie-immanenten Bedingungen des Lichts verbindet. Der Betrachter vermag Licht und Körper nicht zu trennen. Er verfolgt, rekonstruiert eine Bewegung und ist doch mit einer spezifischen Gestalt konfrontiert. Der Betrachter muss sich in die Bewegung hineindenken, wodurch im Bild Zeitlichkeit, ein Vorher und Nachher und so fort entsteht. Er ist aufgefordert das immerzu im Entstehen begriffene Bild, das nicht zu trennen ist von der Bewegung als Lichterscheinung, weiter zu entwickeln. Mit anderen Worten: Er muss sich einfühlen.
Im Sinne der Apperience als Mittler zwischen Erscheinen (appearance) und Erfahren (experience) verbindet Maria Gibert den fotographischen Körper mit dem menschlichen Körper. Sie entwirft einen Raum als schwarzen Entstehungsgrund, auf dem sich bewegte Lichtgestalten abzeichnen und auf dem – ebenso – das Licht Gestalt annimmt. Ihre Fotographie verwischt diesen marginalen Unterschied, um auf unentdeckte Verbindungen hinzuweisen.
Text: Johanna Hodde